“Es ist ein Hin- und Hergerissensein zwischen Verheimlichung und Offenherzigkeit, zwischen dem Wunsch, die Wahrheit zu sagen, und dem Unvermögen, es auch in den intimsten Situationen zu tun; es ist die Erkenntnis, dass das Wesen der Liebe Wissen ist und das Ringen mit der Angst, mit der so großen Angst, sich eine Blöße zu geben. Wer schreibt, greift mit dem Stift nach der Macht, weil die Ohnmacht so unerträglich groß ist. Wer schreibt, hört für eine Weile auf, sich selbst Gewalt anzutun, zu leugnen, zu lügen, zu verschleiern und sich zu verstellen, hört mit all dem auf, wozu er sich gezwungen sieht, sobald die Angst zuschlägt was ein anderer mit ihm machen könnte. (Seite 38 / 39)”
“Morgens und abends trippeln wir auf dem engen Raum hintereinanderher. Er folgt mir bis auf die Toilette und setzt das Gespräch in der Türöffnung stehend fort oder fängt schon mal an, sich vor dem Badezimmerspiegel zu rasieren, während ich noch auf dem Klo sitze und dort auf seine Bitte hin sitzen bleibe, bis er fertig ist, weil er das gemütlich findet und wir immer über so viele Dinge zu reden haben. (Seite 35)”
“Ich weiß nicht, wo ich die Überzeugung herhole, aber ich habe sie, und sie ist sehr groß: Ich weiß, dass dort mein Mann steht. Mehr kann ich mir noch nicht darunter vorstellen. (Seite 13)”
“Ich kenne das schon bei mir, aber auf Reisen wird es mir um so deutlicher bewusst, weil man ja im allgemeinen davon ausgeht, dass Reisen nicht zuletzt unternommen werden, um sich andere Landschaften und Städte anzusehen: Bei mir funktioniert dieses Sehen sehr schlecht. Panoramen, Wüsten, Hügellandschaften, malerische kleine Dörfer und Plätze, Meere, Flüsse und Seen, ich bewahre immer nur bruchstückhafte Erinnerungen an ihre Schönheit im Gedächtnis. An was ich mich erinnere, das sind Gedanken, Gespräche, Stimmungen, und die sind allesamt mit demjenigen verknüpft, mit dem ich die Reise gemacht habe, mit der Person, die neben mir herging, die mit mir gegessen und geschlafen und immer mehr gesehen hat als ich, die sich gewissermaßen für mich die Landschaft angesehen hat.”
“Die Hindernisse, die Menschen im Leben erfahren und die sie dazu veranlassen, zu glauben, sie könnten nicht das Leben führen, für das sie sehr wohl ausgerüstet wären, sind auch häufig Konstruktionen, um das Leben von sich fernzuhalten, um Talente nicht umsetzen und Ideale nicht verwirklichen zu müssen, um ein hehres Selbstbild aufrechtzuerhalten, das niemals an der Realität gemessen zu werden braucht, weil ein anderer für das eigene Unvermögen verantwortlich gemacht wird. Frauen und Männer, die sich aus dem immensen Angebot einen Partner ausgewählt haben, bei dem sie zu kurz kommen, weil er ihnen systematisch Zärtlichkeit, Begehren, Anerkennung, Unterstützung, Lob und grundlegendes Interesse vorenthält, können bequem an dem Idealbild festhalten, dass sie selbst reichlich mit allen diesen Qualitäten ausgestattet seien, bei ihrem Lebenspartner aber nicht damit zum Zuge kämen.”
“Trotzdem hat jedes Buch neben seiner abstrakten, anonymen Bestimmung, die Öffentlichkeit heißt, einen bekannten Leser, eine oder mehrere Personen, an die man das Buch schreibt, weil das die einzige Art und Weise ist, wie man etwas zum Ausdruck bringen kann, was man sagen, enthüllen möchte, oder weil man etwas geben möchte, was man auf keine andere Art und Weise geben kann, oder weil dies das Beste ist, was man zu geben hat. "Dabei ist es gar nicht mal so wichtig, ob der bekannte Leser das Buch auch tatsächlich liest", sage ich zu Ischa, "es ist eher die Vorstellung von der Person, die du beim Schreiben benötigst.”
“Du wirst mir ganz fremd, wenn du mit mir schläfst", habe ich ihm gesagt, und dass das Bett die einzige Bühne sei, auf der er wirklich Theater spiele, auf der er nicht mehr einfach Is sei, sondern ein anderer, unecht, eine Bündelung von Klischees, ein gespielter Mann, jemand, der seine Scham, Angst, Verklemmtheit und vielleicht sogar seine Aversion gegen Sex überschreie. Und dass ich ihn sehr begehre, sagte ich ihm, dass ich wie eine Wahnsinnige nach ihm verlange, ihm im Bett aber noch nie begegnet bin, und dass ich nicht das Zeug dazu habe, ihm da rauszuhelfen, dass ich auch gar nicht wüsste, wie ich das so eins, zwei, drei machen sollte.”
“Mit dem Mann, für den du dich entscheidest, entscheidest du dich auch für den Kummer, der dir am liebsten ist.”
“Ich kann mich gut dumm stellen. Der Preis, den ich dafür bezahle, ist die Einsamkeit des Verstandes. Erst wenn ich schreibe, kann ich mich überlisten und erzählen, was ich gerade gesehen habe, sonst kann ich es nicht, traue mich nicht. Außer jetzt, bei ihm. Zum ersten Mal werde ich für genau das Verhalten geliebt, das mir früher die Missbilligung der Menschen eintrug, die ich liebte.”
“Du setzt alles sofort in Fiktion um, sogar dein eigenes Leben", sagte Ischa, "das ist deine Methode, die Wirklichkeit in den Griff zu bekommen.”
“Solange die Liebe jung ist, hat sie den Charakter einer Freistätte. Nie wieder wird man so viele Chancen erhalten und auch wahrnehmen, das Spiel ehrlich zu spielen, mit möglichst wenig hinter dem Berg zu halten und sich dem, in den man verliebt ist, bekannt zu machen, wie in diesen ersten Monaten. Man riskiert es, die Wahrheit zu sagen, weil man vielleicht denkt, dass man noch nicht so viel zu verlieren hat (...)”
“Jeder Kopf ist ein Archiv, und jeder Körper birgt Erinnerungen", diktierte sie dann ohne merkliches Stocken. "Sie sind von außen nach innen gelangt. Wir waren nie alleine auf der Welt. Wir waren stets von anderen umgeben, die sich eingenistet haben mit ihren Worten, ihren Berührungen, ihren Dummheiten, Irrtümern und ihrer Weisheit, mit ihren mitleidsvollen und ihren strafenden Blicken im Gedächtnis unseres Gehirns, unserer Haut und unserer Organe. Wir wurden geboren und lagen in der Wiege unter einer Decke aus Jahrtausenden von Geschichten, und wir hatten keine Möglichkeit, darunter hervorzukommen, ohne etwas davon zu wissen.”
“Wenn jemand eine Weide schöner findet als eine Buche, ein Schwein hässlicher als eine Kuh, einen Geier bösartiger als ein Eichhörnchen, dann hat das mit uns Menschen zu tun, mit der Geschichte des Blicks, mit den Büchern, Gemälden, Filmen, mit den Worten und den Bildern, mit den Behauptungen, die der Mensch über die Natur aufgestellt hat, und damit, wie er die Natur abgebildet hat, früher und heute.”
“Süchte binden uns an das, woran es uns mangelt, und das macht sie so tragisch. Es handelt sich um eine Freundschaft mit den eigenen Defiziten.”
“Denken heißt, etwas auf seinen einfachsten Zustand zurückzuführen. Sucht kann man anhand dessen erfassen, was der Betreffende durch das Konsumieren von etwas an oder in sich selbst verändert. Wer zuviel isst, verändert sein Äußeres, die Außenseite, das Dingliche, den Körper.Wer zuviel trinkt, verändert sein Inneres, die Innenseite, die Worte, den Geist.”
“Wir erhalten Bedeutung durch unsere Beziehungen zu etwas oder jemandem, zur Familie, zu Freunden, zum Geliebten und - über die Arbeit - zur Welt. Ich denke, dass es von den persönlichen Beziehungen, die jemand eingehen kann, abhängt, ob er sein Leben als sinnvoll oder sinnlos ansieht.”
“Menschen, die immer nur auf das Glück warten, warten auf etwa, das sich niemals einstellt. Das Glück wird einem nicht zu Füßen gelegt. Es ist nicht das große, geheimnisvolle Geschenk, das das Leben für jedermann in petto hat und irgendwo verborgen hält, um es einem im passenden Moment zu überreichen, weil man ein Recht darauf hat. Niemand hat ein Recht auf Glück.”
“Je mehr Süchte man hat, desto weniger ist man in der Lage, die Wahrheit über sich selbst zu erkennen. Die große Kunst besteht aber nicht in der Suche nach der Wahrheit, sondern darin, sie ertragen zu lernen, darum geht es.”
“Sommige mensen lijken de wetten van nature in zich te hebben. Ze lezen geen boeken en hebben toch een mening, een overtuiging, een idee over hoe de wereld in elkaar hoort te zitten. Ik begreep niet hoe dit mogelijk was.”
“Ieder obsessief en verslaafd gedrag is een vorm van mateloos consumptiegedrag. Consumeren is iets van buiten naar binnen halen, iets tot je nemen en verbruiken. Datgene wat je verbruikt noem ik voedsel. Het kunnen alcohol, drugs, geld, sigaretten, vrouwen of mannen zijn, die geconsumeerd worden, maar bij mij heet het allemaal voedsel. Anders valt het niet te begrijpen. Het gaat mij vooral om deze beweging van buiten naar binnen. Die is tegengesteld aan de emotie, aan de uitdrukking, aan het vertellen, aan het van binnen naar buiten brengen. En dat is verslaving ook. Ze is gericht op de vernietiging van een emotie, van kennis en van een ware zin.”
“Ik denk dat wij onszelf verminken, omdat we ons onbruikbaar willen maken voor een verlangen, voor een ideaal, voor een verhaal. We ontzeggen ons het recht, en ontnemen ons bij voorbaat de kans, op een beloofd geluk, waarvan wij denken dat het niet voor ons is weggelegd. Door ons ongeschikt te maken, helpen wij het lot een handje en nemen het zelf op ons. We maken ons liever eigenhandig onaantrekkelijk, dan dat we dat oordeel over onze aantrekkingskracht, waarde en betekenis aan anderen overlaten. We worden liever dik, dronken, ontrouw en ongelukkig, dan dat we het angstaanjagend grotere aanpakken, een ideaal waarmaken dat we koesteren en daarvoor erkenning zoeken bij anderen.”
“In plaats van op zoek te gaan naar een middel om zich door persoonlijke inzet te onderscheiden, lijkt iedereen meer en meer op zoek naar een gezamenlijke kwetsuur en vernedering, naar het privilege van de publieke, gedeelde discriminatie en zo naar een religie, naar de binding met een gemeenschap.”
“Rouw is verliefdheid zonder verlossing.”
“Iedereen die voor abnormaal wil doorgaan en er hard aan werkt om excentriek en uitzonderlijk te zijn, heeft een grotere voorspelbaarheid dan wie normaal, gewoon, alledaags en onopvallend heet te zijn. Zodra bijzonderheid gewild is, is het meest bijzondere er vanaf. Echt uitzonderlijke mensen weten zelden van zichzelf dat ze uitzonderlijk zijn en als ze er door de jaren heen achter beginnen te komen dat iets hen van anderen onderscheidt, kost het ze meestal hun verdere leven om zich er bij neer te leggen.”
“Voor verslavingen moet je geen excuses zoeken, maar motieven. Excuses zoek je om geen spijt en schuld te hoeven voelen, maar een speurtocht naar jouw eigen motieven leidt je juist naar het hart van je schuld en daar, op die rare plek waar het duister is van onbegrip, pijn en ontkenning, daar ligt het enige terrein waar je de mogelijkheid geboden wordt om je schuld te veranderen in kennis. Met kennis valt te leven, met schuld niet.De meeste mensen geloven dat dat halfzachte spreekwoord, wat niet weet, wat niet deert, dat dat ook voor jezelf opgaat, maar zo werkt het niet. Wat je over iemand anders niet weet, dat weet je niet en zolang je het niet weet kan het je ook geen pijn doen, dat is zo klaar als een klontje, maar je weet in zekere zin alles van jezelf. Dat is ook logisch, want jij bent de enige die zijn eigen leven helemaal in zijn eentje meemaakt en daar weet van zou kunnen hebben. Bij jou ligt iedere minuut van een leven opgeslagen, hoe dan ook. Bij wie anders? Dat maakt mensen op zijn minst nog interessant, dat ze een vat van wetenschap vormen van tenminste een leven, hun eigen.Waar het nu eigenlijk allemaal om draait is de manier waarop je weet hebt van jezelf, dat is het belangrijkste. Sommige mensen weten niks van zichzelf. Ze hebben de enige echte wetenschap en geschiedenis niet tot hun beschikking en kunnen ze niet lezen, omdat ze die op de foute plek bewaren.Schuld is zo’n wetenschap over jezelf die op de verkeerde plaats in je archief is opgeslagen. Ze is dan geen kennis van de schuld, maar ze heeft de vorm aangenomen van iets anders dan woorden, waardoor je er niks mee kunt en er alleen maar dik van wordt, of chagrijnig of lusteloos.Kennis hoort thuis in de geest, waar anders? Ik zou niet weten waar de woorden anders konden verblijven dan in de geest. Ze lijken op geest en op ziel en op dat andere ontastbare, waarvan je weet dat je het hebt, maar dat je niet kunt zien en waarover je bijna niet kunt praten.Zo zie ik het.En daarom krijgt ook alle kennis die je eigenlijk over jezelf zou moeten hebben en die niet in die onzichtbare vorm van woorden in jouw ziel mag wonen, een andere gedaante, een zichtbare en een lastige, bijvoorbeeld een kilo overtollig vlees aan je lichaam of iets anders waaronder je lijdt en wat je met je meesleept en waarvan je niet weet waarom je het hebt, maar wat iedereen aan jou kan zien, omdat het ervoor zorgt dat je altijd dezelfde domme fouten maakt.”
“Mijn dromen kosten geld en jouw dromen kosten je je ziel,’ heeft Ara wel eens gezegd.”
“Hart en hersens horen bij elkaar. Het gevoel is verstandig en denken is gevoelig.”
“Je hebt hetzelfde met boeken en vrouwen,’ zeg ik en het is waar, ik word weleens moe van mezelf, van dit soort halsstarrig moeten spreken over alles waarover het moeilijk spreken is en dat ik het niet kan en wil laten, ook al is het zeven uur in de ochtend en zitten we tegenover elkaar in een Amerikaans stadje en heb ik net de initialen van zijn naam met maple syrup op een pancake neergedrupt.”
“Ik verdom het mijn rampen te zegenen. Ik treur er om, dagelijks. En ik bekijk vol argwaan mijn nieuwe vormen, waarmee ik niet per se blij ben en waarmee ik ook niet ongelukkig ben, ik moet er aan wennen, dat is alles.”