“An Stelle des bloß kontemplativ 'anschauenden' Rezipienten (gemeinst ist Hanslick) wird darum mit der Tragödie auch 'der aesthetische Zuhörer wieder geboren', wobei der Gedanke wieder mit der Bildungskonzeption konvergiert: dieser wahre Zuhörer - nochmals der sokratischen Abstraktion in Sitte, Staat und Recht gegenübergestellt - ist befähigt, den Mythos als 'das zusammengezogene Weltbild' zu perzipieren, den ihm vor allem die nach-lutherische deutsche Musik vor Augen bringen soll, da sich der von der 'Wiedererweckung des alexandrinisch-römischen Alterthums im fünfzehnten Jahrhundert' bestimmte Kultur-Zeitraum zum Ende neigt. Es besteht also eine konstitutive Wechselbeziehung zwischen dem 'tragischen Mythus' und der 'rein aesthetischen Sphäre', in der sich nun die früher aufgestellte Hauptthese der alleinigen Rechtfertigung von Welt und Dasein als 'aesthetisches Phänomen', als Spiel des Willens mit sich selbst, erfüllt: dieses 'Urphänomen der dionysischen Kunst', sagt N., begreift sich allein aus der Bedeutung der 'musikalischen Dissonanz', da die Lust des tragischen Mythus und die der Dissonanz zusammenfallen.”