“[I]n Amerika wird das Modell des Ich als ein Geist, der eine Maschine bewohnt, auf volkstümlicher Ebene fast unbestritten hingenommen.”
“Für wahre Marktgläubige macht es keinen Sinn, wenn du sagst, dass es dir kein Vergnügen macht, dich in einen Wettbewerb mit deinen Mitmenschen zu begeben, und dass du dich lieber zurückziehen möchtest. Du kannst dich ja zurückziehen, wenn du möchtest, sagen sie, aber deine Konkurrenten werden es ganz gewiss nicht tun. Sobald du deine Waffen niederlegst, wirst du abgeschlachtet. Wir sind unausweichlich gefangen in einem Krieg aller gegen alle.”
“In der gegenwärtigen 'Kultur' geben sich wenige die Mühe, zwischen Aufrichtigkeit und dem Vorspielen von Aufrichtigkeit zu unterscheiden - ja, wenige sind zu dieser Unterscheidung überhaupt in der Lage -, wie auch nur wenige zwischen religiösem Glauben und dem Einhalten religiöser Vorschriften unterscheiden.”
“Geschichte lebt nicht, wenn man ihr keine Heimat im Bewusstsein gibt; sie ist eine Last, die kein freier Mensch zu tragen gezwungen werden kann.”
“Konkurrenz ist eine Sublimierung von Krieg.”
“Das Bild vom Wirtschaftsgeschehen als einem Wettlauf oder Wettkampf ist in seinen Details etwas verschwommen, doch es scheint, als hätte es als Wettlauf kein Ziel und deshalb kein natürliches Ende. Das einzige Ziel des Wettläufers ist es, die Führung zu übernehmen und zu behalten. Die Frage, warum das Leben wie ein Wettlauf sein muss oder warum die Volkswirtschaften einen Wettlauf gegeneinander veranstalten müssen, statt kameradschaftlich der Gesundheit zuliebe miteinander zu joggen, wird nicht gestellt. Ein Wettlauf, ein Wettkampf - so ist es eben. Wir gehören von Natur aus zu verschiedenen Nationen; von Natur aus stehen Nationen in Konkurrenz zu anderen Nationen. Wir sind, wie uns die Natur geschaffen hat. Die Welt ist ein Dschungel [...], und im Dschungel konkurrieren alle Arten mit allen anderen Arten um Raum und Nahrung.”
“Hinter der Kritik am müßigen Leben und der Rechtfertigung unablässigen Geschäftigseins stehen Auffassungen, die nicht länger ausgesprochen werden müssen, so offenkundig erscheinen sie: dass jedermann auf Erden der einen oder anderen Nation angehören und innerhalb der einen oder anderen Volkswirtschaft tätig sein müsse; dass diese Volkswirtschaften miteinander im Wettbewerb stehen.”
“Aber vielleicht ist das die Natur des Todes, dass uns alles an ihm, jedes letzte Ding, unpassend erscheint.”
“Das Rechtschreibprogramm kann nicht denken [...]. Wenn Sie es dem Rechtschreibprogramm überlassen, über ihr Leben zu bestimmen, dann könnten Sie auch gleich würfeln.”
“Diese Haltung zur Opferung von Menschenleben ist seltsam. Militärbefehlshaber überlegen nicht zweimal, wenn sie Soldaten in die Schlacht schicken und dabei genau wissen, dass viele von ihnen sterben werden. [...] Andererseits verbietet es der Offiziersethos, einzelne Soldaten auszuwählen und ihnen zu befehlen, ihr Leben zu opfern [...]. Und doch - und das ist noch paradoxer - werden Soldaten, die eine solche Tat aus eigener Initiative vollbringen, als Helden betrachtet.”
“Die Herren der Information haben die Poesie aus dem Auge verloren, wo Worte eine Bedeutung haben können, die sehr von der im Lexikon angegebenen abweicht, wo der metaphorische Funke der Dechiffrierfunktion immer einen Sprung voraus ist, wo eine andere, unerwartete Interpretation stets möglich ist.”
“Es soll keine Geheimnisse mehr geben, sagen die neuen Überwachungstheoretiker und meinen damit etwas recht Interessantes: dass die Ära, in der Geheimnisse zählten, in der Geheimnisse ihre Macht über das Leben von menschen ausüben konnten [...], vorbei ist; nicht, was sich zu wissen lohnt, kann nicht innerhalb von Sekunden und ohne großen Aufwand aufgedeckt werden; das Privatleben ist im Grunde ein Ding der Vergangenheit.”
“Demokratie gestattet keine Politik außerhalb des demokratischen Systems. In diesem Sinne ist Demokratie totalitär.”
“Wie es im Zeitalter der Könige naiv gewesen wäre zu glauben, dass der erstgeborene Königssohn der zum Herrschen Geeignetste wäre, so ist es in unserer zeit naiv zu glauben, dass der demokratisch gewählte Machthaber der Geeignetste sein wird. Die Nachfolgeregelung ist kein Rezept für die Bestimmung des besten Machthabers, sie ist ein Rezept für die Legitimierung dieser oder jener Person und somit für die Vermeidung von Bürgerkriegen. Die Wählerschaft - der Demos - glaubt, es sei ihre Aufgabe, den Besten auszuwählen, doch in Wahrheit ist ihre Aufgabe viel schlichter: einen Mann zu salben [...], gleichgültig welchen.”
“Obwohl diese afrikanischen Militärbanden oft nicht größer oder mächtiger sind als die organisierten kriminellen Banden in Asien oder Osteuropa, wird über ihre Aktivitäten in den Medien - sogar in den westlichen Medien - unter der Rubrik Politik (Geschehen aus aller Welt) respektvoll berichtet, statt unter der Rubrik Verbrechen.”
“Den Staat kümmert nicht, ob der Bürger lebt oder stirbt. Wichtig für den Staat und sein Archiv ist, ob der Bürger am Leben oder tot ist.”
“Wir werden als abhängige Bürger geboren. Vom Moment unserer Geburt an sind wie Abhängige. Ein Zeichen dieser Abhängigkeit ist die Geburtsurkunde. [...] Entweder erhälst du die staatliche Urkunde [...], was dir zu einer Identität verhilft, die dem Staat während deines Lebens ermöglicht, dich zu identifizieren und im auge zu behalten (dich aufzuspüren); oder du kommst ohne eine Identität aus und verdammst dich selbst, wie ein Tier außerhalb des Staats zu leben (Tiere haben keine Personalausweise).”
“The truth is, he tired of criticism, tired of prose measured by the yard."--Disgrace”
“I am not the we of anyone”
“Words are coin. Words alienate. Language is no medium for desire. Desire is rapture, not exchange.”
“...we are on the road from no A to no B in the world...”
“Do you remember Vlek, who was such a good sheepdog that she and Jakob alone could drive a whole flock past you at the counting-post? Do you remember how Vlek grew old and sickly and could not hold down her food, and how there was no one to shoot her but you, and how you went for a walk afterwards because you did not want anyone to see you cry?”
“But he cannot see a connection between the end of yearning and the end of poetry. Is that what growing up amounts to: growing out of yearning, of passion, of all intensities of the soul?”
“You told me," I said, "that I should turn this house into a boardinghouse for students. Well, there are better things I could do with it. I could turn it into a haven for beggars. I could run a soup kitchen and a dormitory. But I don't. Why not? Because the spirit of charity has perished in this country. Because those who accept charity despise it, while those who give give with a despairing heart. What is the point of charity when it does not go from heart to heart? What do you think charity is? Soup? Money? Charity: from the Latin word for the heart. It is as hard to receive as to give. it takes as much effort. I wish you would learn that. I wish you would learn something instead of just lying around."A lie: charity, caritas, has nothing to do with the heart. But what does it matter if my sermons rest on false etymologies? He barely listens when i speak to him. Perhaps, despite those keen bird-eyes, he is more befuddled with drink than I know. Or perhaps, finally, he does not care. Care: the true root of charity. I look for him to care, and he does not. Because he is beyond caring. Beyond caring and beyond care”
“Craniul,si apoi temperamentul:cele mai solide parti din corpul omenesc.”
“he knows too much about himself to subject her to a morning after, when he will be cold, surly, impatient to be alone.”
“Charakter ist Schicksal. Historie ist Gott.”
“Erklären heißt verzeihen, erklärt zu werden heißt Verzeihung erlangen [...]”
“Von allen Abenteuern ist Selbstmord das literarischste, mehr noch als Mord.”
“Worte entfremden. Sprache ist kein Medium für Begehren. Begehren ist Hingerissensein, nicht Austausch. Nur dadurch, dass die Sprache das Begehrte entfremdet, beherrscht sie es.”
“Vergnügen ist Mangelware, aber an Schmerz ist heute überall ranzukommen.”
“Asymmetrie [macht] Menschen unglücklich.”
“Auf den Stachel des Begehrens haben wir nur eine Antwort: fangen, einschließen, festhalten.”
“Es ist nicht die Sprache, die den Menschen zum Menschen macht, sondern die Sprache der anderen.”
“Alle äußeren Feinde und Widerstände ermangelnd, eingesperrt in unterdrückende Enge und Ordnung, hat der Mensch schließlich keine andere Wahl, als sich selbst zu einem Abenteuer zu machen.”
“His mouth opens. From inside him comes a slow stream, without breath, without interruption. It flows up through his body and out upon me; it passes through the cabin, through the wreck; washing the cliffs and shores of the island, it runs northward and southward to the ends of the earth. Soft and cold, dark and unending, it beats against my eyelids, against the skin of my face.”
“It would be best if this obscure chapter in the history of the world were terminated at once, if these ugly people were obliterated from the face of the earth and we swore to make a new start, to run an empire in which there would be no more injustice, no more pain.”
“A few days ago I heard a performance of the Sibelius fifth symphony. As the closing bars approached, I experienced exactly the large, swelling emotion that the music was written to elicit. What would it have been like, I wondered, to be a Finn in the audience at the first performance of the symphony in Helsinki nearly a century ago, and feel that swell overtake one? The answer: one would have felt proud, proud that one of us could put together such sounds, proud that out of nothing we human beings can make such stuff. Contrast with that one´s feelings of shame that we, our people, have made Guantanamo. Musical creation on the one hand, a machine for inflicting pain and humiliation on the other: the best and the worst that human beings are capable of.”
“Why should our rulers, normally phlegmatic men, react with sudden hysteria to the pinpricks of terrorism when for decades they were able to go about their everyday business unruffled, in full awareness that in a deep bunker somewhere in the Urals an enemy watched and waited with a finger on a button, ready if provoked to wipe them and their cities from the face of the earth?”