“Er wußte nur, daß er jetzt allein war, und das war keineswegs dasselbe wie selbständig zu sein.”
“Mein Freund erkannte tatsächlich, daß es so nicht weiterging, wenn er nicht in einer Zwangsjacke enden wollte. Er sah ein, daß er sich mehr den weltlichen Dingen zuwenden mußte. Also verließ er seine Wahngebäude, ließ sie zu wunderschönen Ruinen verfallen, die er nur noch selten aufsuchte. Und er konzentrierte sich nun auf das, was ihn umgab.”
“Er war fünfzig Jahre alt bei Kriegsende und sollte noch mehr als weitere fünfzig Jahre leben. Er versuchte die Zeit zu besiegen. Er hätte fast gewonnen.”
“Wahrscheinlich war der Zweifel eine Krankheit, mit der er bereits auf die Welt gekommen war, und es war seine Lebensaufgabe, dagegen anzukämpfen . Vertrauen zu lernen. Vertrauen! Er war weit davon entfernt zu vertrauen.”
“Damit hing auch sein Bedürfnis nach Einsamkeit und nach Unabhängigkeit zusammen. Nie hat ein Mensch ein tieferes, leidenschaftlicheres Bedürfnis nach Unabhängigkeit gehabt als er. In seiner Jugendzeit, als er noch arm war und Mühe hatte, sein Brot zu verdienen, zog er es vor, zu hungern und in zerrissenen Kleidern zu gehen, nur um dafür ein Stückchen Unabhängigkeit zu retten.”
“(…) und ich möchte Sie, so gut ich es kann bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie jetzt nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein.”