“Die Bücher lagen nun in seinem Zimmer, schon den gewachsten Ledermappen entnommen, mit denen sie auf der langen Reise geschützt worden waren, aber noch ungelesen. Niccolo konnte ihren Ruf hören, durch alle Wände hindurch, verführerisch wie der einer Sirene.”

Christoph Hardebusch

Christoph Hardebusch - “Die Bücher lagen nun in seinem...” 1

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“Weidenblätter fielen dann und wann auf sie herab, auf seine bleiche Stirn, auf ihre Wange und ihren Scheitel. In der Stille verursachte ihr Fallen ein Geräusch, feiner als alles, was Mina bisher gehört hatte. Tautropfen mochten solche Geräusche hervorbringen, wenn sie auf Spinnennetzen zitterten; Schmetterlingsfühler, wenn sie nach der Sonne tasteten. Es vermischte sich mit dem Bachgeplauder und mit ihrem Atem; seinen hörte sie nicht. Aber sie konnte sehen, dass seine Brust sich schwach hob und senkte.Zwischen den Wimpern sah sie ihm beim Atmen zu. So lange, bis die Träume, die mit den schmalen Blättern aus der Weide rieselten, sich auf ihren Augenlidern gesammelt hatten, sie sanft herunterdrückten und der Schlaf alle Geräusche fortwischte.”

Lilach Mer
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“„Wenn du ein Buch auf eine Reise mitnimmst“, hatte Mo gesagt, als er ihr das erste in die Kiste gelegt hatte, „dann geschieht etwas Seltsames: Das Buch wird anfangen, deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst du wieder dort sein, wo du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Wörtern wird alles zurückkommen: die Bilder, die Gerüche, das Eis, das du beim Lesen gegessen hast… Glaub mir, Bücher sind wie Fliegenpapier. An nichts haften Erinnerungen so gut wie an bedruckten Seiten.“Vermutlich hatte er damit Recht. Doch Meggie nahm ihre Bücher noch aus einem anderen Grund auf jede Reise mit. Sie waren ihr Zuhause in der Fremde – vertraute Stimmen, Freunde, die sich nie mit ihr stritten, kluge, mächtige Freunde, verwegen und mit allen Wassern der Welt gewaschen, weit gereist, abenteuererprobt.”

Cornelia Funke
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“Eine Eigenschaft war etwas, auf das man mit dem Finger zeigen konnte, wenn man sich selber meinte. [...] Durch den Erwerb von Eigenschaften gelang noch dem Dümmsten der schwierige Akt der Selbsterschaffung.”

Juli Zeh
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“In der Folge entspinnt sich die merkwürdige Beziehung des Bibliomanen zu seinen Abertausenden von Büchern. Dies ist dieselbe Beziehung, wie der Gärtner sie zu einer wuchernden Kletterpflanze hat: Die Pflanze entwickelt sich von selbst, für das bloße Auge zunächst unsichtbar, aber doch mit einer Energie, deren Ergebnis nach wenigen Wochen deutlich sichtbar ist; dem Menschen bleibt, so er sie nicht zurechtstutzen will, nur die Möglichkeit, sie in die eine oder andere Richtung zu lenken, in die sie seiner Ansicht nach wachsen sollte. Auf diese Weise vermehren sich auch kräftig treibende Bibliotheken, aus sich heraus, wie lebende Wesen. („Wer sich eine Bibliothek aufbaut, der baut sich ein ganzes Leben auf. Sie ist nämlich nie die Summe ihrer einzelnen Exemplare.“) Wir haben die Themen vorgegeben, die Leittriebe, entlang deren sie sich entwickeln, ansonsten aber bleiben wir Beobachter und sehen zu, wie sie zuerst alle Wände eines Zimmers überzieht, bis zur Decke hinaufklettert, ein anderes Zimmer annektiert, dann ein weiteres und so fort, bis sie alles verdrängt hat, was ihr im Wege war. Sie verscheucht alle Bilder, die etwa noch an den Wänden hingen, jeden anderen Einrichtungsgegenstand, der ihrer Konsultation im Wege steht. Sie verschiebt ihr Gefüge mitsamt ihren unentbehrlichen, raumgreifenden Adjutanten wie Tritthockern oder Stehleitern. Sie zwingt uns zu ständigem Umräumen, da ihre Entwicklung nie eindimensional verläuft und stets neue Unterabteilungen verlangt. Auf diese Weise wird sie gleichzeitig und unleugbar zur Widerspiegelung, zum Doppelgänger ihres Besitzers. Für den, der ihre subtilen Baupläne zu lesen versteht, entsteht aus den Regalen ein Charakterbild ihres Bibliothekars. Im Übrigen ähnelt keine ernstzunehmende Bibliothek einer anderen, keine besitzt je dieselbe Persönlichkeit.”

Jacques Bonnet
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“Doch was [Olof] Palme in seinem Modernisierungseifer nicht verstehen konnte oder wollte, war, dass die akademischen Spinnweben auch für eine demokratisierte Hochschule von einigem Wert waren. Die Universitäten repräsentierten eine zivile Gesellschaft sowohl außerhalb des Staates als auch der Marktwirtschaft; sie waren eine andere Sphäre, die von der Jagd nach höherer Produktivität unberührt war, an der Wirtschaft und Sozialdemokratie natürlich teilnahmen. Den Universitäten und den Akademikern gegen ihren Willen Reformen aufzuzwingen untergrub ihr Selbstvertrauen und schadete auf lange Sicht der akademischen Freiheit.”

Henrik Berggren
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