“Gauß kam auf den Zufall zu sprechen, den Feind allen Wissens, den er immer habe besiegen wollen. Aus der Nähe betrachtet, sehe man hinter jedem Ereignis die unendliche Feinheit des Kausalgewebes. Trete man weit genug zurück, offenbarten sich die großen Muster. Freiheit und Zufall seien eine Frage der mittleren Entfernung, eine Sache des Abstands...”
“in der Fußgängerzone kam Wind auf wie immer Wind aufkommt bei der Suche nach jenem richtigen Ort der sich stets weit entfernt zeigt, die Abfallpapiere am Boden verrutschten, mein Mantel flatterte, und, als wäre dies schon ein Grund mich selbst zu den Dingen zu zählen als wäre dies schon ein Grund blieb ich ungefragt stehen”
“Der sprachlose PapageiEin Kaufmann einen Papagei vor Jahrenbesaß, in Sang und Rede wohl erfahren.Der saß als Wächter an des Ladens Pforteund sprach zu jedem Kunden kluge Worte.Denn wohl der Menschenkinder Sprache kannt er,doch seinesgleichen Weisen auch verstand er.Vom Laden ging nach Haus einst sein Gebieterund ließ den Papagei zurück als Hüter.Ein Kätzlein plötzlich in den Laden sprang,um eine Maus zu fangen; todesbang,flatterte hin und her der Papageiund stieß ein Glas mit Rosenöl entzwei.von seinem Hause kam der Kaufmann wiederund setzte sorglos sich im Laden niederund stieß das Rosenöl allüberall,im Zorn schlug er das Haupt des Vogels kahl.Die Zeit verstrich, der Vogel sprach nicht mehr.Da kam die Reu´, der Kaufmann seufzte schwer.Raufte sich den Bart und rief: "Weh mir umsponnenist mit Gewölk die Sonne meiner Wonnenn!Wär mir, da auf den Redner ich den bösenSchlag ausgeführt, doch lahm die Hand gewesen!"Wohl gab er frommen Bettlern reiche Spende,auf daß sein Tier die Sprache wiederfände;umsonst! Als er am vierten Morgen klagend,in tausend Sorgen, was zu machen sei,daß wieder reden mög´sein Papagei,ließ sich mit bloßem Haupt ein Büßer blicken,den Schädel glatt wie eines Beckens Rücken.Da hub der Vogel gleich zu reden anund rief dem Derwisch zu: "Sag lieber Mann,wie wurdest Kahlkopf du zum Kahlen? sprich!Vergossest du vielleicht auch Öl wie ich?"Man lachte des Vergleichs, daß seine Lageder Vogel auf den Derwisch übertrage.”
“Ein Junge und ein Mädchen liegen auf dem Boden, vor sich die Dachschräge. Sie konzentriert sich auf den Jungen, der aus dieser Entfernung so aussieht, als wäre er in ihrem Alter. Und selbst aus dieser Entfernung kann sie erkennen, dass das Buch, aus dem er ihr vorliest, "Das Buch der Begebenheiten" ist.Der Junge schläft ein, und das Mädchen legt den Kopf auf seine Brust. Brod will mehr hören - sie will schreien: LIES MIR WEITER VOR! ICH MUSS ES WISSEN! -, aber sie können sie von dort, wo sie ist, nicht hören, und von dort, wo sie ist, kann sie die Seite nicht umblättern. Die Seite - Brods papierdünne Zukunft - ist, von dort, wo Brod ist, unendlich schwer.”
“Wenn jemand eine Weide schöner findet als eine Buche, ein Schwein hässlicher als eine Kuh, einen Geier bösartiger als ein Eichhörnchen, dann hat das mit uns Menschen zu tun, mit der Geschichte des Blicks, mit den Büchern, Gemälden, Filmen, mit den Worten und den Bildern, mit den Behauptungen, die der Mensch über die Natur aufgestellt hat, und damit, wie er die Natur abgebildet hat, früher und heute.”
“Als 'ein Frevel, als ein Raub an der göttlichen Natur' erscheine hier die Aneignung des Feuers, der erste Schritt 'jeder aufsteigenden Kultur', und diesen 'arischen Mythus', der 'den heroischen Drang' darstelle, 'über den Bann der Individuation hinauszuschreiten', stellt er den 'semitischen Sündenfallmythus [entgegen], in welchem die Neugierde, die lügnerische Vorspiegelung, die Verführbarkeit, die Lüsternheit [...] als der Ursprung des übels angesehen wurde'.”