“Vielleicht war es gut für mich, dass alles so kam, wie es gekommen war. Damit die Vergangenheit auch verging. Damit man nicht mehr dorthin zurückkonnte, damit man sie hinter sich lassen konnte, als machte man mit einer alten Kamera ein schlechtes Foto und kurbelte den Film dann einfach weiter.”
“Klarkommen war ihre Formulierung, und sie fragten mich, ob und nicht wie ich klarkäme, und deshalb konnte ich einfach immer Ja sagen. Ich wollte nicht reden, konnte den Schmerz und die dunklen, durcheinanderwirbelnden, ziellosen Gedanken nicht in Worte fassen, sosehr ich es auch versuchte. Nachts saß ich manchmal auf dem Fensterbrett, starrte in den Himmel und versuchte alles aufzuschreiben, aber es gab die Worte nicht. Schmerzen hatte man auch, wenn man sich in den Finger schnitt, Schwärze konnte schön sein, eine Leere konnte man füllen, und damit war alles zu wenig, zu oft benutzte Wörter, die nicht für das Schlimmste stehen konnten, das mir passiert war.”
“Als ob es darauf ankäme, dass man alle diese Bücher, die hier stehen, gelesen hat. Nein, man will sie irgendwann lesen. Man hat sie, damit man in einer bestimmten Stunde einfach an das Regal treten kann, das Buch herauszieht und zu lesen beginnt.”
“Es war der Purpurne, der Ausgleich schaffte zwischen den Brüdern der ersten Brut. Er wusste um das Feuer in ihren Herzen und sorgte sich, dass ein Streit sie alle entzweien würde. So bat er die Alben, ihm Kinder zu erschaffen, die den Schleier der Zukunft zerreißen sollten, damit er jeden Streit schlichten könne. Und die Alben schenkten ihm die Xana. Nymphen, schön wie ein Sommertag, mit langem, goldenem Haar und einem Leib, so vollkommen, dass man den Blick nicht von ihnen abwenden konnte. Doch waren sie launisch wie ein Gebirgsbach im Frühling, mal sanft und friedlich, mal wild und überschäumend. Und sie sagten alles, was sie sahen, wenn sie in die Zukunft blickten, denn groß war ihre Gabe, doch Weisheit war ihnen nicht beschieden worden.”
“Ja. Es ist wirklich möglich Dinge hinter sich zu lassen, Rakel. Es kommt bei diesen Gespenstern darauf an, sie lange und intensiv genug anzuschauen, damit man erkennt, dass es bloß Gespenster sind. Das ist die Kunst. Tote, ohnmächtige Trugbilder.”
“wenn etwas zerbricht, dann ist es nicht das zerbrechen, was verhindert, dass sich alles wieder fügt. es liegt daran, dass ein stück verloren gegangen ist, und sei es auch noch so winzig - die beiden verbliebenen stücke passen einfach nicht mehr zueinander, egal was man versucht. die gesamte struktur hat sich verändert.”