“Es ist eine tödliche Spannung, die wie ein schartiges Messer unser Rückenmark entlang kratzt. Die Beine wollen nicht mehr, die Hände zittern, der Körper ist eine dünne Haut über mühsam unterdrücktem Wahnsinn, über einem gleich hemmungslos ausbrechenden Gebrüll ohne Ende.”
“In dieser Traumwelt lebte er mehr als in der wirklichen Welt: Schulsaal, Klosterhof,… war nur Oberfläche, nur eine dünne Haut über der traumgefüllten, ünerwirklichen Bilderwelt. Ein nichts war genug, um in diese dünne Haut ein Loch zu stossen, und hinter der friedlichen dürren Wirklichkeit die tosenden Abgründe, Ströme und Milchstrassen jener Seelenbilderwelt zu entfachen.”
“Natürlich ist ein Selbst viel umfassender als der innere Erzähler. Die Insel des selbst-bewussten Geschichtenerzählers liegt mitten in einem Meer von Unbewusstem, über das wir nichts wissen, nie etwas wissen werden oder das wir vergessen haben. Es gibt vieles in uns, das wir nicht beherrschen oder wollen, aber das bedeutet nicht, dass es unwichtig wäre, eine Erzählung für uns selbst zu finden. In der Sprache bilden wir den Lauf der Zeit so ab, wie wir ihn empfinden – das Es war, es ist, es wird sein. Wir abstrahieren, denken und erzählen. Wir ordnen unsere Erinnerungen und verknüpfen sie miteinander und diese Bruchstücke bekommen einen Besitzer: das autobiographische Ich, das nicht ohne ein Du ist. Für wen erzählen wir denn schließlich? Auch allein in unseren Köpfen ist ein vorausgesetzter anderer dabei, die zweite Person unserer Rede.”
“Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele.”
“Es ist unmöglich zu überprüfen, welche Entscheidung die richtige ist, weil es keine Vergleiche gibt. Man erlebt alles unmittelbar, zum ersten Mal und ohne Vorbereitung. Wie ein Schauspieler, der auf die Bühne kommt, ohne vorher je geprobt zu haben. Was aber kann das Leben wert sein, wenn die erste Probe für das Leben schon das Leben selber ist? Aus diesem Grund gleicht das Leben immer einer Skizze. Auch „Skizze“ ist nicht das richtige Wort, weil Skizze immer ein Entwurf zu etwas ist, die Vorbereitung eines Bildes, während die Skizze unseres Lebens eine Skizze von nichts ist, ein Entwurf ohne Bild.Einmal ist keinmal, sagt sich Tomas. Wenn man ohnehin nur einmal leben darf, so ist es, als lebe man überhaupt nicht.”
“Wüste ist nicht lediglich das, was unsere Vorstellung uns üblich eingibt, sobald wir jenes Wort hören oder lesen, eine riesige weite Sandfläche, ein Meer aus lodernden Dünen, Wüste, wie man sie hier ebenfalls versteht, die gibt es sogar im grünen Galiläa, es sind die nicht bebauten Landstriche, Fluren, in denen keine Menschen wohnen, ohne Zeichen eines fleißigen Tuns. Wüste sagen, heißt sagen, Sie ist es nicht mehr, wenn wir dort sind.”