“Der Mensch hängt an dem Seinen, an sich selbst und dem Seinen, bis über den Tod hinaus und bangt davor, das Leben aus den Händen zu verlieren - dies Wirklichste von allem Wirklichen, dies Erbärmlichste von allem Erbärmlichen, dies Unendlichste von allem Unendlichen; bangt vor der Einsamkeit, auf der sein selbst beruht, die sein Selbst ist, bangt davor, ohne Mitmenschen ringsum zu sein - und vielleicht von Gott vergessen.”

Gunnar Gunnarsson

Gunnar Gunnarsson - “Der Mensch hängt an dem Seinen, an...” 1

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“Doch am meisten von allem lernte er, als der Sommer sich neigte, den Müßiggang zu lieben, Müßiggang nicht mehr als Strecken der Freiheit, die heimlich hier und da unfreiwilliger Arbeit abgeknapst wurden, gestohlene Augenblicke der Freude, wenn er mit von den Fingern baumelnder Gabel vor einem Blumenbeet auf der Fersen hockte, nein, Müßiggang als Hingabe seiner selbst an die Zeit, eine Zeit, die langsam wie Öl von Horizont zu Horizont über das Angesicht der Welt floß, die seinen Leib überspülte, in seinen Achselhöhlen und Leisen kreiste, die seine Augenlider bewegte. Er war weder erfreut noch verärgert, wenn es zu arbeiten galt, es war dasselbe.”

J.M. Coetzee
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“„Mich könnt ihr von mir aus in die Mülltonne hauen“, hat ein Freund von mir verkündet, und es versteht sich von selbst, dass es sich um einen Sozialdemokraten handelte. Traditionsbewusste Sozialdemokraten müssen so sein. Der betont unsentimentale Umgang mit den sogenannten Letzten Dingen gehört sozusagen zu den Grundwerten der deutschen Sozialdemokratie, genauso wie die soziale Frage und die Wohnungsfrage, er ist gewissermaßen die Konsequenz aus beidem.”

Peter Richter
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“Es waren die Stimmen seines Gartenstuhls, der Polsterauflagen und der Wettervorhersage, die Stimmen des Kräutertees und seiner Tomatenpflanzen, die Stimmen all dieser vertrauten Dinge und die des Hauses selbst. Sie sangen ihm die süße Melodie des Alltäglichen und stimmten den vertrauten Refrain von der Sinnlosigkeit von Veränderungen an”

Caroline Vermalle
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“Ein Junge und ein Mädchen liegen auf dem Boden, vor sich die Dachschräge. Sie konzentriert sich auf den Jungen, der aus dieser Entfernung so aussieht, als wäre er in ihrem Alter. Und selbst aus dieser Entfernung kann sie erkennen, dass das Buch, aus dem er ihr vorliest, "Das Buch der Begebenheiten" ist.Der Junge schläft ein, und das Mädchen legt den Kopf auf seine Brust. Brod will mehr hören - sie will schreien: LIES MIR WEITER VOR! ICH MUSS ES WISSEN! -, aber sie können sie von dort, wo sie ist, nicht hören, und von dort, wo sie ist, kann sie die Seite nicht umblättern. Die Seite - Brods papierdünne Zukunft - ist, von dort, wo Brod ist, unendlich schwer.”

Jonathan Safran Foer
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“Als ein Schriftgelehrter Jesus einmal fragte, […]was nach seiner Meinung das grüßte Gebot im Gesetz sei, sagte er, es sei die Liebe zu Gott. Das zweite Gebot, man solle seinen Nächsten genauso lieben wie sich selbst, sei jedoch dem ersten gleich. Offenbar ging er davon aus, dass jeder sich selbst liebt; Menschenkenntnis war nicht gerade seine Stärke. In dieser Hinsicht mußte man erst noch auf den Juden aus Wien warten. Wer sich selbst nicht liebte oder gar hasste, durfte also dem zweiten ‚Wort’ zufolge auch seine Mitmenschen hassen, man durfte morden, wenn man dann auch Selbstmord verübte wie Judas oder Hitler. Von der Hölle hatte Jesus offenbar keine Ahnung, aber das war eigentlich klar: schließlich war er ein Wesen, das Gott liebte wie sich selbst. Aber der Kern seiner Antwort lag im Ist-Gleich-Zeichen, das er zwischen die fünf Gebote auf der einen und die fünf auf der anderen Tafel setzte; eines Tages formulierte er sogar eine positive Version der Goldenen Regel: ‚Was Du willst, das man dir tu, das füge auch dem andern zu, denn das ist das Gesetz und die Propheten.”

Harry Mulisch
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