“Ich war so was wie ein Wunderkind in Sachen Physik und Mathematik, wollte Kernphysiker werden, habe dann aber über den Schriftsteller Hans Henny Jahnn promoviert. Ich habe sämtliche meiner Karrieren zerstört, bevor sie anfingen. Das mache ich immer noch so.”
“Ich musste mich zusammennehmen! Ich wollte einfach keine Furcht mehr empfinden! Aber so fest ich mir's vornahm, immer regte sich ein zweites Ich, und dieses zweite Ich - hatte Furcht. Ich fragte mich, was es eigentlich zu fürchten gäbe. Mein tapferes Ich spottete über das feige Ich. Nie habe ich so wie an diesem Tage den Gegensatz der beiden Wesen verspürt, die in uns wohnen. Das eine will, das andere widerstrebt, und wechselnd haben sie die Oberhand.”
“Die Bücher habe ich nach und nach gekauft von dem Geld, das ich mir Stundengeben verdiente. Viele davon antiquarisch, alle Klassiker zum Beispiel, ein Band kostete eine Mark und zwanzig Pfennig in steifem, blauem Leinen. Ich habe sie vollständig gekauft, denn ich war gründlich, bei ausgewählten Werken traute ich den Herausgebern nicht, ob sie auch das Beste genommen hatten. Deshalb kaufte ich mir "Sämtliche Werke". Gelesen habe ich sie mit ehrlichem Eifer, aber die meisten sagten mir nicht recht zu. Um so mehr hielt ich von den anderen Büchern, den moderneren, die natürlich auch viel teurer waren. Einige davon habe ich nicht ganz ehrlich erworben, ich habe sie ausgeliehen und nicht zurückgegeben, weil ich mich von ihnen nicht trennen mochte.[…]Ich bin aufgeregt; aber ich möchte es nicht sein, denn das ist nicht richtig. Ich will wieder diese stille Hingerissenheit, das Gefühl dieses heftigen, unbenennbaren Dranges verspüren, wie früher, wenn ich vor meine Bücher trat. Der Wind der Wünsche, der aus den bunten Bücherrücken aufstieg, soll mich wieder erfassen, er soll den schweren, toten Bleiblock, der irgendwo in mir liegt, schmelzen und mir wieder die Ungeduld der Zukunft, die beschwingte Freude an der Welt der Gedanken wecken; – er soll mir das verlorene Bereitsein meiner Jugend zurückbringen.”
“Seinerzeit wäre ich beinahe für eine der beiden Parteien, die jetzt um unser Haus kämpfen, in den Tod gegangen [...]. Ich war mal für kurze Zeit bei ihnen Mitglied, bis ich gemerkt habe, dass ich nicht zur Parteiarbeit tauge. Mit ihren Zielen bin ich war nach wie vor einverstanden, aber ich bin Schriftstellerin, und das verträgt sich nicht mit der Parteimitgliedschaft, denn dort wird erst gehandelt und dann diskutiert, und das steht in krassem Gegensatz zum obersten Prizip des Geistesmenschen: erst die Theorie und dann die Praxis mit so wenig Gewalt wie möglich. Künstler und Schriftsteller bilden eine unabhängige Partei. Entweder verschreiben sie sich ihrer Kunst oder einer politischen Richtung.”
“Aber ich habe sie gehabt, ich habe das Herz gefühlt, die große Seele, in deren Gegenwart ich mir schien mehr zu sein, als ich war, weil ich alles war, was ich sein konnte.”
“Du hast gesagt, ich sei ein Krieger [...] Du sagtest, das sei meine Natur und ich dürfe mich nicht dagegen wehren. Aber du hattest Unrecht, Vater. Ich habe nur gekämpft, weil ich musste. Über meine Natur kann ich nicht bestimmen, wohl aber über mein Handeln. Und das werde ich, denn jetzt bin ich frei.”
“Das Glück kuckt gelassen an mir vorbei. Es weiß genau, dass Max' Ruhe ein notwendiger Gegenpol zu meiner Kopfparty ist. Dass seine Gelassenheit meine Kontrollsucht ausbalanciert. Dass er so verschmust ist, dass wir manchmal nicht einschlafen können, weil wir nicht aufhören wollen einander so nah zu sein. [..]Aber so einfach funktioniere ich nicht. Ich traue weder dem Glück noch mir selbst über den Weg. Das läuft mir alles zu glatt, so etwas bin ich nicht gewöhnt. Ich bin sicher, dass ich recht bald alles kaputt machen werde.Ich habe zu keinem Zeitpunkt die Sorge, dass Max aus unserem Zug aussteigen würde. Im Gegenteil, nie habe ich jemanden kennengelernt, der so verlässlich in Sachen Gefühle wirkt. Der so bei sich selbst und bei mir ist. Aber mein Kopf rattert und rattert wie ein nervöses Perpetuum mobile.”