“Du hattest ein Bild vom Leben in dir, einen Glauben, eine Forderung, du warst zu Taten, Leiden und Opfern bereit – und dann merktest du allmählich, daß die Welt gar keine Taten und Opfer und dergleichen von dir verlangt, daß das Leben keine heroische Dichtung ist, mit Heldenrollen und dergleichen, sondern eine bürgerliche gute Stube, wo man mit Essen und Trinken, Kaffee und Strickstrumpf, Tarockspiel und Radiomusik vollkommen zufrieden ist. Und wer das andere will und in sich hat, das Heldenhafte und Schöne, die Verehrung der großen Dichter oder die Verehrung der Heiligen, der ist ein Narr und ein Ritter Don Quichotte.”
“Du bist kein Hauptgewinn. Du bist ein Mängelexemplar. Ein zauberhaftes und liebenswertes Mängelexemplar, und wenn da draußen jemand ist, der das sehen kann, dann ist er ein Hauptgewinn, also was stiehlst du meine Zeit mit doofer Selbstgeißelung? Schnapp dir den Typen und hör auf zu jammern!”
“Wenn ein kleiner Junge ein Stück Holz unterm Ofen hervorholt und zu dem Holz >>Hü!<< sagt, dann ist es ein Pferd, ein richtiges lebendiges Pferd. Und wenn der große Bruder sich kopfschüttelnd das Holz betrachtet und zu dem kleinen Jungen sagt: >>Das ist ja gar kein Pferd, sondern du bist ein Esel<<, so ändert das nicht das Geringste daran. Und mit meiner Zeitungsnotiz war es ähnlich. Die anderen Leute dachten: Na ja, das ist eben eine Notiz von zwanzig Zeilen. Ich aber murmelte >>Hokuspokus!<<, und da war's ein Buch.”
“Es gehört mehr Genie dazu, ein mittelmäßiges Kunstwerk zu würdigen, als ein vortreffliches. Schönheit und Wahrheit leuchten der menschlichen Natur in der allerersten Instanz ein; und so wie die erhabensten Sätze am Leichtesten zu verstehen sind (nur das Minutiöse ist schwer zu begreifen): so gefällt das Schöne leicht; nur das Mangelhafte und Manierirte genießt sich mit Mühe. (…) Wer also Schiller und Göthe lobt, der giebt mir dadurch noch gar nicht, wie er glaubt, den Beweis eines vorzüglichen und außerordentlichen Schönheitssinnes; wer aber mit Gellert und Kronegck hie und da zufrieden ist, der läßt mich, wenn er nur sonst in einer Rede Recht hat, vermuthen, daß er Verstand und Empfindungen, und zwar beide in einem seltenen Grade besitzt.”
“Die Leute meinen, ein Seelenfreund sei jemand, der perfekt zu einem passt, und genau das wünschen sich alle. Aber ein wirklicher Seelenfreund ist ein Spiegel, ist der Mensch, der dir alles zeigt, was dich hemmt, der dir zeigt, wer du bist, damit du dein Leben ändern kannst. Ein wahrer Seelenfreund ist wahrscheinlich der wichtigste Mensch, den du je treffen wirst, weil er deine Mauern niederreißt und dich ohrfeigt, bis du aufwachst.”
“... ich kann kein Volk mir denken, das zerißner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungenudn gesetzte Leute, aber keine Menschen - ist das nicht wie ein Schlachtfeld, wo Hände und Arme und Gleider zerstückelt untereinander liegen ... ? Ein jeder treibt das Seine, wirst du sagen, und ich sage es auch. Nur muß er es mit ganzer Seele treiben, muß nicht jede Kraft in sich ersticken, wenn sie nicht gerade sich zu seinem Titel paßt ... und ist er in ein Fach gedrückt, wo gar der Geist nicht leben darf, so stoß ers mit Verachtung weg und lerne pflügen!”