“Ein Stehpult hatte ich auch hier, und in seinem dunklen Hohlraume war noch immer Zauber, Geheimnis und Schatzkammer, war noch immer Zuflucht vor der nüchternen Außenwelt in ein magisches Reich; nur waren es jetzt nicht mehr Schädel, Hasenpfote, ausgehölte Roßkastanien und Glasstücke, sondern in Heften und auf vielen losen Papieren meine Gedichte, Phantasien und Aufsätze.”
“Damit hing auch sein Bedürfnis nach Einsamkeit und nach Unabhängigkeit zusammen. Nie hat ein Mensch ein tieferes, leidenschaftlicheres Bedürfnis nach Unabhängigkeit gehabt als er. In seiner Jugendzeit, als er noch arm war und Mühe hatte, sein Brot zu verdienen, zog er es vor, zu hungern und in zerrissenen Kleidern zu gehen, nur um dafür ein Stückchen Unabhängigkeit zu retten.”
“Natürlich gibt es sehr viele Menschen, denen das Leben leichter fällt und die scheinbar oder wirklich “glücklicher” sind; es sind die nicht stark Individualisierten, die keine Probleme kennen. Sich mit ihnen zu vergleichen hat für uns andere keinen Sinn; wir müssen unser eigenes Leben leben, und das bedeutet etwas Neues und Eigenes, immer Schwieriges und auch immer Schönes für jeden Einzelnen. Es gibt keine Norm für das Leben, es stellt jedem eine andere, einmalige Aufgabe, und so gibt es auch nicht eine angeborene und vorbestimmte Untauglichkeit zum Leben, sondern es kann der Schwächste und Ärmste an seiner Stelle ein würdiges und echtes Leben führen, und anderen etwas sein, einfach dadurch dass er seinen nicht selbstgewählten Platz im Leben und seine besondere Aufgabe annimmt und zu verwirklichen sucht.”
“Könnte ich es sagen und lehren, so wäre ich ein Weiser. So aber bin ich nur ein Fährmann und meine Aufgabe ist es, Menschen über diesen Fluss zu setzen.”
“In dieser Traumwelt lebte er mehr als in der wirklichen Welt: Schulsaal, Klosterhof,… war nur Oberfläche, nur eine dünne Haut über der traumgefüllten, ünerwirklichen Bilderwelt. Ein nichts war genug, um in diese dünne Haut ein Loch zu stossen, und hinter der friedlichen dürren Wirklichkeit die tosenden Abgründe, Ströme und Milchstrassen jener Seelenbilderwelt zu entfachen.”
“Wenn mir Musik die Seele bewegte, dann verstand ich ohne Worte doch alles, fühlte in der Tiefe alles Lebens reine Harmonie und glaubte zu wissen, daß ein Sinn und schönes Gesetz in allem Geschehen verborgen sei. Wenn es auch eine Täuschung war, ich lebte doch darin und war darin beglückt.”
“Aber heute weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich will und wünsche. Früher war alles einfach, so einfach wie die Buchstaben in einem Lesebuch. Jetzt ist nichts mehr einfach, nicht einmal mehr die Buchstaben. Alles hat viele Bedeutungen und Gesichter bekommen. Ich weiß nicht, was aus mir werden soll, ich kann jetzt nicht an solche Sachen denken.”