“Tragische Schuld verkörpert sich im permanenten Konflikt zwischen der uralten religiösen Vorstellung von der Missetat als einer Beschmutzung, die einer ganzen Rasse anhaftet und unausweichlich von einer Generation auf die nächste vererbt wird [...], und dem neuen vom Gesetz übernommenen Konzept, nach dem der Schuldige definiert wird als Privatperson, die sich aus eigenem Antrieb und unter keinem Zwang stehend entschlossen hat, ein Verbrechen zu begehen.”

Jean-Pierre Vernant

Jean-Pierre Vernant - “Tragische Schuld verkörpert sich...” 1

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“Vermutlich muss man geraume Zeit in der Haut eines Menschen verbringen, der einem nicht ähnelt, ehe man zu dem wird, der man ist. Oder vielleicht hat man auch all diese vielfältigen Figuren in sich und muss sich von einer befreien, ehe man zur nächsten werden kann.”

Benoîte Groult
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“Wie wohlhabend, wie einflussreich sie waren, wie sie prosperiert hatten unter einer Regierung, die sie beinahe siebzehn Jahre lang verachtet hatten! Talking ‚bout my generation. Diese Tatkraft, dieser unverschämte Dusel! Im Sozialstaat der Nachkriegszeit genährt von Milch und Honig des Staates, danach verwöhnt vom zaghaft-unschuldigen Wohlstand ihrer Eltern, mündig dann in einer Zeit der Vollbeschäftigung mit neuen Universitäten und bunten Taschentüchern, dem augusteischen Zeitalter des Rock ‚n’ Roll, der erschwinglichen Ideale. Als die Leiter hinter ihnen bröckelte, als der Staat seine Zitzen verweigerte und zum Hausdrachen wurde, saßen sie schon im trockenen, konsolidierten sich und ließen sich häusliche nieder, um dieses oder jenes zu bilden – Geschmack, Meinungen, Vermögen.”

Ian McEwan
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“Wenn Menschenherzen brechen und Menschenseelen verzweifeln, dann blicken aus dem Dämmerlicht der Vergangenheit die großen Überwinder von Not und Sorge, von Schmach und Elend, von geistiger Unfreiheit und körperlichem Zwange auf sie hernieder und reichen den verzagenden Sterblichen ihre ewigen Hände!Wehe dem Volke, das sich schämt, sie zu erfassen!”

Adolf Hitler
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“Heute habe ich, der Zoologe, gelernt: Die afrikanische Wüstenheuschrecke hat eine ostdeutsche Verwandte, die Bücherheuschrecke (Locusta bibliophila), eine Spezies auf zwei Beinen, gekleidet in „Wisent“- oder „Boxer“-Jeans, selbstgestrickte Rollkragenpullover und olivgrüne oder erdbraune „Kutten“ (Parkas). […] Die Locusta bibliophila ernährt sich von Büchern, allerdings nur von solchen aus dem Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet. Der Angriff der Bücherheuschrecke wird Wochen vor dem Leipziger Schlaraffenland-Ereignis generalstabsmäßig geplant […] Die Rüstung der Bücherheuschrecke (besagter „Messe-Mantel“, Typ Parka) wird etwa zwei Wochen vor der Schlacht einer gründlichen Überprüfung unerzogen; rechte Innenseite: in zwei Reihen nebeneinander je fünf Taschen, von Überbrust- bis in etwa Kniehöhe eingenäht (teilweise überlappend), Format 21 x 13 cm, die Leichtgängigkeit wird mittels des in der Pelzschneiderei „Harmonie“ befindlichen Exemplars Heinrich Böll, „Wanderer kommst du nach Spa…“ kontrolliert […]. Der Angriff der Bücherheuschrecke vollzieht sich in Wellen, sein unmittelbar bevorstehender Beginn wird dem scharfen Beobachter dadurch kenntlich, dass sich die ohnehin immer gierig blickenden Augen zu Hungerschlitzen verengen.”

Uwe Tellkamp
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“Anders als die Vereinigten Staaten von Amerika haben sich die meisten europäischen Nationalstaaten auf der Grundlage von Homogenisierungen entwickelt; historisch liegt ihnen das Ideal einer Einheit von Blut, Kultur, Sprache und Religion zugrunde. Dieser Drang zur Vereinheitlichung war kaum irgendwo stärker als in Deutschland, eben weil es sich erst spät zu einer Nation herausgebildet hat, und das Deutsche niemals ein so natürlicher oder unumstrittener Bezugspunkt war wie England für die Engländer oder Frankreich für die Franzosen.”

Navid Kermani
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