“Die Herren der Information haben die Poesie aus dem Auge verloren, wo Worte eine Bedeutung haben können, die sehr von der im Lexikon angegebenen abweicht, wo der metaphorische Funke der Dechiffrierfunktion immer einen Sprung voraus ist, wo eine andere, unerwartete Interpretation stets möglich ist.”
“Die Poesie, ist eine mündliche Form der Prägung der Geschichte in Zeitlupe ... Die Poesie ist auch eine Abneigung zur Wirklichkeit die schwerer ist als diese. Die Poesie ist eine Übertragung der Obrigkeit zum Schüler. Der Schüler lernt die Poesie, und das ist die Geschichte im Buche. Die Poesie lernt man vom Tiere aus, das sich im Wald befindet. Berühmte Geschichteschreiber sind die Gazellen.”
“Wo der Anfang der Existenz ist, ist auch der Anfang der Literatur. Wenn der Wind durchs Haus geht, muß man sich danach erkundigen, warum es so ist. Die Schönheit ist ein gutes Ding. Aber Schönheit ohne Wahrheit ist böse. Wahrheit ohne Schönheit ist besser. Sie bereitet die legitime Schönheit vor, die Schönheit hinter der Selbstdreingabe, hinter dem Schmerz.”
“Der Bibliomane", fuhr er fort, "verkörpert in Buchhaim eine der am liebsten gesehenen Kategorien des Biblionismus. Er ist von dem Wunsch beseelt, möglichst viele Bücher zu erwerben und mit nach Hause zu nehmen. Ein durchschnittlicher Büchersammler also. Sofern er dies im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften tut und die Bücher nicht klaut, ist der Bibliomane der willkommenste Gast der Stadt - wir alle leben von ihm. Die Gruppe der Bibliomanen ist eine sehr große.”
“Ein Junge und ein Mädchen liegen auf dem Boden, vor sich die Dachschräge. Sie konzentriert sich auf den Jungen, der aus dieser Entfernung so aussieht, als wäre er in ihrem Alter. Und selbst aus dieser Entfernung kann sie erkennen, dass das Buch, aus dem er ihr vorliest, "Das Buch der Begebenheiten" ist.Der Junge schläft ein, und das Mädchen legt den Kopf auf seine Brust. Brod will mehr hören - sie will schreien: LIES MIR WEITER VOR! ICH MUSS ES WISSEN! -, aber sie können sie von dort, wo sie ist, nicht hören, und von dort, wo sie ist, kann sie die Seite nicht umblättern. Die Seite - Brods papierdünne Zukunft - ist, von dort, wo Brod ist, unendlich schwer.”
“Der bequeme Fernsehstuhl breitet weit die Arme aus, leise ertönt die Signation zur Zeit im Bild, nüchtern regt sich der Nachrichtensprecher über seiner Krawatte. Auf dem Beistelltisch in beispielgebender Fülle und Buntheit eine sortierte Schüsselsammlung mit Naschereien, aus der sich die Damen abwechselnd oder zugleich bedienen. Wenn sie leer ist, wird sie sogleich nachgefüllt, es ist wie im Schlaraffenland, wo auch nichts zuende geht und nichts anfängt.”