“Das Leben beginnt nun einmal auf der Höhe seiner Kraft, um sich von diesem Punkt aus, immer abwärts führend, seinem Ende zu nähern. Ein grober dramaturgischer Fehler.”

Juli Zeh

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“Schon ein paar Tage konzentrierter Beobachtung genügen, um die Vorlieben und Abneigungen, Gewohnheiten und Empfindlichkeiten, Stimmtonarten und Farbschemata der Haut zu kennen, die sich um die Standarte eines Personennamens versammeln und miteinander ein Wesen formen, das 'Mensch' genannt wird, so wie große Mengen von Fischen 'Schwarm' heißen.”


“Eine Eigenschaft war etwas, auf das man mit dem Finger zeigen konnte, wenn man sich selber meinte. [...] Durch den Erwerb von Eigenschaften gelang noch dem Dümmsten der schwierige Akt der Selbsterschaffung.”


“Niemand weiß, wie oft er im Jahr, in der Woche oder gar in der Stunde Zeuge von Vorgängen wird, die eine Vorbereitung, ein Nachspiel oder einen kleinen Ausschnitt eines Ereignisses darstellen, das schrecklich, vielleicht sogar tödlich enden mag, dessen Einzelteile aber für sich genommen nicht das Geringste zu sagen haben. Unsere Unfähigkeit, solche Fragmente zu deuten, schützt uns vor der Schuld.”


“Die Krankheit war den Menschen Existenzbeweis - als wären sie nicht in der Lage gewesen, sich selbst zu spüren, solange ihnen nichts wehtat! Jahrhunderte lang hat man die Schwäche angebetet, man hat sie sogar zum Kern einer Weltreligion erhoben. Man kniete vor dem Bild eines magersüchtigen, bärtigen Masochisten, der eine Stacheldrahtrolle auf dem Kopf trug, während ihm das Blut übers Gesicht lief. Der Stolz der Kranken, die Heiligkeit der Kranken, die Selbstliebe der Kranken: Das waren die Übel, die den Menschen von innen fraßen.”


“[O]b dies das eigentliche Ende des Gefangenendilemmas sei: wenn Richter und Angeklagte sich in die Arme fielen, um gemeinsam über einen Repräsentanten der alten Ordnung zu spotten.”


“Es wäre unsinnig, das Leben mit Warten auf die zweite Instanz zu verbringen.”