“Warum bedauern wir Leute, die nicht reisen können? Weil sie sich, indem sie sich äußerlich nicht ausbreiten können, auch innerlich nicht auszudehnen vermögen, sie können sich nicht vervielfältigen, und so ist ihnen die Möglichkeit genommen, weitläufige Ausflüge in sich selbst zu unternehmen und zu entdecken, wer und was anderes sie auch hätten werden können.”

Pascal Mercier

Pascal Mercier - “Warum bedauern wir Leute, die nicht...” 1

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“[W]ie normale Leute [...] wirklich mit ihrer Umwelt zurechtkommen. Sie tun das nicht, indem sie sich ärgern, sondern indem sie ihre Erwartungen herabschrauben. Sie kommen zurecht, indem sie lernen, Dinge auszusitzen, indem sie die Gedankenmaschinerie im Schongang laufen lassen. Sie schlummern; und weil es ihnen nichts ausmacht zu schlummern, macht es ihnen nichts aus, sich zu langweilen.”

J.M. Coetzee
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“(…) und ich möchte Sie, so gut ich es kann bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie jetzt nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein.”

Rainer Maria Rilke
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“Wir leben noch in der Nähe der Zeit, in der das Wesen der Dinge wie ein dunkler Brunnen in der Finsternis hervorsprudelt und wir alles erahnen können. Wir betreiben nur Wahrsagerei. Wir raten und wägen die Dinge mit ihren vielen Gesichtern ab, bis wir nichts mehr unterscheiden können. Und was ist mit jenen, die erst in weit entfernter Zukunft leben werden, in Epochen, die man sich nicht vorstellen kann? Sie werden Wahrsagerei betreiben. Sie werden noch unsicherer und noch mehr auf Wahrsagerei und Raterei angewiesen sein als wir. Wer aber weniger sicher ist, vergnügt sich damit, Sicherheit zu erfinden.”

Salim Barakat
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“Die Hindernisse, die Menschen im Leben erfahren und die sie dazu veranlassen, zu glauben, sie könnten nicht das Leben führen, für das sie sehr wohl ausgerüstet wären, sind auch häufig Konstruktionen, um das Leben von sich fernzuhalten, um Talente nicht umsetzen und Ideale nicht verwirklichen zu müssen, um ein hehres Selbstbild aufrechtzuerhalten, das niemals an der Realität gemessen zu werden braucht, weil ein anderer für das eigene Unvermögen verantwortlich gemacht wird. Frauen und Männer, die sich aus dem immensen Angebot einen Partner ausgewählt haben, bei dem sie zu kurz kommen, weil er ihnen systematisch Zärtlichkeit, Begehren, Anerkennung, Unterstützung, Lob und grundlegendes Interesse vorenthält, können bequem an dem Idealbild festhalten, dass sie selbst reichlich mit allen diesen Qualitäten ausgestattet seien, bei ihrem Lebenspartner aber nicht damit zum Zuge kämen.”

Connie Palmen
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“Man hätte meinen können, all die Unwillkommenen würden sich zusammentun und gemeinsam gegen die Macht auftreten, die sie nicht aufkommen lassen wollte. Aber dem war nicht so. Sie hassten einander ebensosehr, wie die Lehrerin sie hasste. Sie imitierten die [...] Lehrerin [...]. Es gab in jeder Klasse einen Unglücklichen, den die Lehrerin zum Sündenbock stempelte. Dieses arme Kind wurde unausgesetzt getadelt und gequält, an ihm reagierte sie ihre Unzufriedenheit mit sich selbst ab. Und kaum hatten die anderen Schüler erkannt, wen sich die Lehrerin zum Opfer gewählt hatte, wandten auch sie sich mit doppelter Grausamkeit und Herzlosigkeit gegen dieses arme Geschöpf. Dafür schmeichelten sie denjenigen, die bei der Lehrerin in Gunst standen. Vielleicht hatten sie irgendwie das Gefühl, dadurch dem Thron näher zu kommen.”

Betty Smith
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