“Du, dem ich's nicht sage, daß ich bei Nacht weinend liege, dessen Wesen mich müde macht wie eine Wiege. Du, der mir nicht sagt, wenn er wacht meinetwillen: wie, wenn wir diese Pracht ohne zu stillen in uns ertrügen? Sieh Dir die Liebenden an, wenn erst das Bekennen begann, wie bald sie lügen.”
“Aber nun, da so vieles anders wird, ist es nicht an uns, uns zu verändern? Könnten wir nicht versuchen, uns ein wenig zu entwickeln, und unseren Anteil Arbeit in der Liebe langsam auf uns nehmen nach und nach? Man hat uns alle ihre Mühsal erspart, und so ist sie uns unter die Zerstreuungen geglitten, wie in eines Kindes Spiellade manchmal ein Stück echter Spitze fällt und freut und nicht mehr freut und endlich daliegt unter Zerbrochenem und Auseinandergenommenem, schlechter als alles. Wir sind verdorben vom leichten Genuß wie alle Dilettanten und stehen im Geruch der Meisterschaft. Wie aber, wenn wir unsere Erfolge verachteten, wie, wenn wir ganz von vorne begännen die Arbeit der Liebe zu lernen, die immer für uns getan worden ist? Wie, wenn wir hingingen und Anfänger würden, nun, da sich vieles verändert.”
“Jetzt sehe ich erst, daß du ein Mensch bist wie ich. Ich habe gedacht an deine Handgranaten, an dein Bajonett und deine Waffen – jetzt sehe ich deine Frau und dein Gesicht und das Gemeinsame. Vergib mir, Kamerad! Wir sehen es immer zu spät. Warum sagt man uns nicht immer wieder, daß ihr ebenso arme Hunde seid wie wir, daß eure Mütter sich ebenso ängstigen wie unsere und daß wir die gleiche Furcht vor dem Tode haben und das gleiche Sterben und den gleichen Schmerz –. Vergib mir, Kamerad, wie konntest du mein Feind sein? Wenn wir diese Waffen und diese Uniform fortwerfen, könntest du ebenso mein Bruder sein wie Kat und Albert. Nimm zwanzig Jahre von mir, Kamerad, und stehe auf – nimm mehr, denn ich weiß nicht, was ich damit noch beginnen soll.”
“Vielleicht sind gewisse meiner neulich ausgesprochenen Bedenken sehr übertrieben; so viel, wie ich mich kenne, scheint mir sicher, daß, wenn man mir meine Teufel austriebe, auch meinen Engeln ein kleinen, ein ganz kleiner (sagen wir) Schrecken geschähe, - und - fühlen Sie - gerade darauf darf ich es auf keinen Preis ankommen lassen.”
“(…) und ich möchte Sie, so gut ich es kann bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie jetzt nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein.”
“Wenn du der Träumer bist, Bin ich dein traum.Doch wenn du wachen willst, Bin ich dein Wille.Und werde mächtig aller HerrlichkeitUnd ründe mich wie eine sternenstilleÜber der wunderlichen Stadt der Zeit”
“Seele im RaumHier bin ich, hier bin ich, Entrungene,taumelnd.Wag ichs denn? Werf ich mich?Fähige waren schon vieldort, wo ich drängte. Nun woauch noch die Mindesten restlos Macht vollziehn,schweigend vor Meisterschaft —:Wag ichs denn ? Werf ich mich?Zwar ich ertrug, vom befangenen Körper aus,Nächte; ja, ich befreundeteihn, den irdenen, mit der Unendlichkeit;schluchzendüberfloß, das ich hob,sein schmuckloses Herz.Aber nun, wem zeig ichs,daß ich die Seele bin? Wenwunderts?Plötzlich soll ich die Ewige sein,nicht mehr am Gegensatz haftend, nicht mehrTrösterin; fühlend mit nichts alsHimmeln.Kaum noch geheim;denn unter den offenenallen Geheimnissen eines,ein ängstliches.O wie durchgehn sich die großen Umarmungen. Welchewird mich umfangen, welche mich weitergeben, mich, linkischUmarmende?Oder vergaß ich und kanns?Vergaß den erschöpflichen Aufruhrjener Schwerliebenden? Staun',stürze aufwärts und kanns?”