“Das ist so ein dichterischer Unsinn – die Reihenfolge der Tage. Es gibt keinerlei Reihenfolge, die Tage kommen, wann es ihnen passt, manchmal auch ein paar auf einmal. Es kommt auch vor, dass ein Tag lange nicht kommt. Dann lebt man in die Leere, begreift nichts und ist recht krank. Und andere Leute auch, sind auch krank, aber sie halten den Mund.”
“„Egal wie alt wir auch werden, vor der Ewigkeit sind wir nicht mehr als ein paar Staubkörner, die irgendwann verwehen. Vieles überlebt auch uns, die Sterne, der Mond. Doch selbst sie wird es vielleicht eines Tages nicht mehr geben.”
“Weißt du, die Leute lügen, wenn sie sagen, nichts sei so stark wie die Liebe. Das ist eine der größten und gemeinsten Lügen überhaupt. Liebe ist nicht stark. Sie ist so verletzlich wie nur irgendwas. Und wenn wir nicht achtgeben, dann zerbricht sie wie Glas.""Aber du liebst ihn noch immer. Sogar heute noch.""Und, hilft mir das weiter? Macht mich das stärker?" Sie schüttelte den Kopf. "Es tut nur weh, das ist alles. Es tut furchtbar weh, jeden Tag und jede Nacht. Es ist auch nicht wahr, dass die Zeit alle Wunden heilt. Sie macht es schlimmer. Die Zeit macht es immer nur noch schlimmer.”
“L. hat mir einmal, aber das ist lange her, gesagt, wenn Küsse eine Farbe hätten, müssten sie die Farbe von Himbeeren haben. Sie meinte auch, dass es Erdbeerküsse gebe und solche, die nach Himbeeren schmeckten. Ich konnte darauf nur erwidern, dass jeder Kuss auf ihren Lippen ein klein wenig anders schmecke, aber das sei bei den wilden Himbeeren, die man im Wald pflücke, ja auch so. Und ich fügte hinzu, dass im Mund jede Himbeere die Erinnerung an den Geschmack der davor auslösche, und genauso lasse jeder ihrer Küsse den vorhergehenden vergessen. Küsse aber, denke ich jetzt, lassen sich nicht einfrieren, das unterscheidet sie von Himbeeren.”
“Vermutlich ist das eine Frage, die sich nicht einfach als richtig oder falsch beantworten lässt. Schliesslich gibt es in der Welt falsche Entscheidungen, die richtige Ergebnisse, und auch richtige Entscheidungen, die falsche Ergebnisse zur Folge haben. Um solcher, nennen wir es ruhig: Absurdität zu entgehen, muss man sich auf den Standpunkt stellen, dass man in Wahrheit nicht, aber auch nichts entscheidet, und im Grossen und Ganzen denke und lebe ich danach. Was geschieht, das geschieht, und was nicht, eben nicht.”
“Sie wissen schon was ich meine. Das intime Zusammensein zweier Menschen, die sich lieben, ist etwas Wunderschönes, keine Frage. Aber manchmal mache ich mir Sorgen, dass heutzutage die Sexualpartner austauschbar scheinen, dass es nur oft um den Wert einer momentanen Befriedigung geht, die am nächsten Morgen schon in ein schales Gefühl von der Enttäuschung, der Leere münden kann. Macht das auf Dauer zufrieden? Eine konstante Partnerschaft durch alle Höhen und Tiefen des Lebens hindurch stellt eine enorme Herausforderung dar. Wollen wir nicht alle auch dann noch lieben und geliebt werden, wenn wir krank, alt oder unansehnlich sind?”