“Antisemitismus als soziale, als religiös und wirtschaftlich begründete Abneigung ist zu allen Zeiten und in allen Völkern, bald hier, bald dort, bald schwächer, bald stärker, aufgetreten; ihn an sich gerade den Deutschen und ihnen allein zuzurechnen, wäre durchaus ungerecht.”

Victor Klemperer

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“Antisemitismus ist vom Anfang bis zum Ende das wirksamste Propagandamittel der Partei, ist die wirksamste und populärste Konkretisierung der Rassendoktrin, ja ist für die deutsche Masse mit der Rassenlehre identisch. Denn was weiß die deutsche Masse von den Gefahren der "Verniggerung", und wie weit reicht ihre persönliche Kenntnis von der behaupteten Minderwertigkeit der Ost- und Südostvölker? Aber einen Juden kennt jeder. Antisemitismus und Rassendoktrin sind für die deutsche Masse Synonyma.”


“Der Nazismus wurde von Millionen als Evangelium hingenommen, weil er sich der Sprache des Evangeliums bediente. Wurde? - Ich habe das "Ich glaube an ihn" nur bis in die letzten Tage des Hitlerreiches verfolgt. Ich habe jetzt Tag für Tag mit Rehabilitierten zu tun und solchen, die rehabilitiert sein wollen. Diesen Leute, so verschieden sie auch sonst untereinander sein mögen, ist eines gemeinsam: Sie behaupten alle, eine Sondergruppe der "Opfer des Faschismus" zu bilden, sie sind alle gegen ihre Überzeugung durch irgendwelche Gewaltanwendung zum Eintritt in die ihnen von jeher verhaßte gezwungen worden, sie haben nie an den Führer, nie an das Dritte Reich geglaubt.”


“Der Jude ist der wichtigste Mann in Hitlers Staat: er ist der volkstümlichste Türkenkopf und Sündenbock, der volkstümliche Gegenspieler, der einleuchtendste Generalnenner, die haltbarste Klammer um die verschiedenartigsten Faktoren. Wäre dem Führer wirklich die angestrebte Vernichtung aller Juden gelungen, so hätte er neue erfinden müssen, denn ohne den jüdischen Teufel - "wer den Juden nicht kennt, kennt den Teufel nicht"", stand auf den Stürmertafeln -, ohne den finstern Juden hätte es nie die Lichtgestalt des nordischen Germanen gegeben. Übrigens wäre dem Führer die Erfindung neuer Juden nicht schwergefallen.”


“Ich war noch nicht ein bißchen abgestumpft, ich war noch so ganz gewohnt, in einem Rechtsstaat zu leben, daß ich damals vieles für die tiefste Hölle hielt, was ich später höchstens für ihren Vorhof, für den Danteschen Limbo nahm. Immerhin: soviel schlimmer es auch kommen sollte, alles, was sich noch später an Gesinnung, an Tat und Sprache des Nazismus hinzufand, das zeichnet sich in seinen Ansätzen schon in diesen ersten Monaten ab.”


“Die meisten Lügen sind wahr und spinnen sich von ganz allein, kaum jemand kannte diese Wahrheit besser als Colin Darcy. Wenn man erst einmal der Melodie der Worte zu lauschen beginnt, dann pfeift man sie bald selbst. Und wenn Lügen wie kunstvolle Lieder sind, dann gehörte Helen Darcy, Colins Mutter, zu jenem seltenen Menschenschlag, der allzeit eine beschwingte Melodie auf den Lippen trägt.”


“In dem kurzen Blick konnte Wronski verhaltene Lebhaftigkeit bemerken, die auf ihrem Gesicht spielte und zwischen den funkelnden Augen und dem kaum merklichen Lächeln auf ihren roten Lippen hin- und herflatterte. Als ob ihr Wesen von irgendeinem Übermaß derart übervoll wäre, dass es gegen ihren Willen bald im Funkeln des Blicks, bald im Lächeln zum Ausdruck käme. Sie löschte vorsätzlich das Licht in den Augen, doch es leuchtete gegen ihren Willen im kaum merklichen Lächeln.”