“Mein rastloses Gehirn dachte sich in jeder Nacht neue Qualen und Todesarten für mich aus - wieso eigentlich? Warum ist man nicht Herr im eigenen Hirn, findet nicht mal im Schlaf seine Ruhe? Wieso wird man unausgesetzt von absurden Ängsten gepeinigt, wenn die Wirklichkeit doch meist harmlos und friedfertig ist?”
“Eines Tages betrachtete mein Freund sein Bild im Spiegel. Sah zu, wie perfekt sein Spiegelbild seine Grimassen und Verrenkungen nachmachte, wie vollkommen es die Wirklichkeit imitierte. Und er dachte: Ich will so werden wie dieses Wesen im Spiegel. Ich will genauso gut das Leben imitieren können. Ich will genauso einsam sein."Der Schattenkönig verstummte für einen Augenblick."Klingt so, als ob dein Freund kurz davor war, den Verstand zu verlieren", rutschte es mir heraus. "So, als ob er mal den Kopfdoktor konsultieren sollte."Der Schattenkönig lachte schrecklich."Ja, das dachte er auch manchmal. Aber die Krankheit erreichte nie dieses gnädige Ausmaß, das ihm den Aufenthalt in einer geschlossenen Anstalt eingebracht und die Arbeit erspart hätte. Zum Irren langte es nicht ganz. Nur zum Dichter.”
“Die Hitze entschlackt den Körper. Wenn du eine Weile in die Lava gestarrt hast, verwandelt sich dein gehirn in eine breiige Masse. Und du denkst an gar nichts mehr. Das empfinden wir als Erholung von unseren geistigen Aktivitäten.”
“Der Bibliomane", fuhr er fort, "verkörpert in Buchhaim eine der am liebsten gesehenen Kategorien des Biblionismus. Er ist von dem Wunsch beseelt, möglichst viele Bücher zu erwerben und mit nach Hause zu nehmen. Ein durchschnittlicher Büchersammler also. Sofern er dies im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften tut und die Bücher nicht klaut, ist der Bibliomane der willkommenste Gast der Stadt - wir alle leben von ihm. Die Gruppe der Bibliomanen ist eine sehr große.”
“Er dachte bereits daran, in sein Gasthaus der Tränen zu gehen und sich dort aufzuhängen, an einem Strick aus Traumfäden.”
“Biblionekromantik ist keine Religion, eher das gegenteil. Sie haben lediglich ein morbides Verhältnis zu Büchern. Ihnen können die Schwarten gar nicht alt und zerbrechlich genug sein.”
“Es ist wie bei einem gedruckten Satz: Er besteht aus lauter verschieden aussehenden Buchstaben, die scheinbar willkürlich durcheinanderstehen. Aber trotzdem kann man ihn lesen! Und er ergibt einen Sinn. Man kann sogar drüber lachen, wenn er komisch ist. So funktioniert Buchhaim. Das ist Biblionismus.”